Netzwerktreffen für Partnerschulen des Sports an der IGS Sprendlingen feiert gelungene Premiere

09.10.2025 –  Michael Heinze

150 Sportlehrer*innen und Schuleiter*innen aus allen Ecken von Rheinland-Pfalz, einige Landestrainer*innen sowie Delegierte von Olympiastützpunkt RLP/Saarland und Behinderten- und Rehabilitationssportverband RLP waren am Donnerstag beim ersten Netzwerktreffen für Partnerschulen von Bewegung, Spiel und Sport, Partnerschulen des Sports sowie Partnerschulen des Leistungssports an der IGS Sprendlingen mit von der Partie. Eingeladen hatten das Ministerium für Bildung RLP und der Landessportbund.

57 Partnerschulen des Sports

Partnerschulen des Sports gibt es in RLP schon seit 2009. „Und wenn wir so ein System haben, dann soll man das auf jeden Fall sichtbar machen und den Schulen die Möglichkeit geben, sich auszutauschen“, erläuterte Stefanie Kaul, Referentin für Schulsport beim Mainzer Bildungsministerium. „Der Mehrwert von dieser Veranstaltung ist, dass Partnerschulen, die schon sehr lange Partnerschulen sind mit Schulen zusammenkommen, die sich dafür interessieren, Partnerschule zu werden und die zu ermuntern.“ Aktuell gibt es 57 Partnerschulen des Sports in verschiedener Ausprägung. „Das ist gut“, so Stefanie Kaul, die seit anderthalb Jahren im Amt ist. „Vor allen Dingen ist es deswegen gut, weil wir in den letzten anderthalb Jahren 13 dazu gewonnen haben. Ich denke, wir sollten dieses Projekt auf jeden Fall forcieren – und sichtbar machen. Und es wäre schon schön, wenn wir bei 1.600 Schulen nicht irgendwie unter fünf Prozent wären, sondern längerfristig zehn Prozent der Schulen mitnehmen könnten. Also, da haben wir schon ambitionierte Ziele. Von daher ist so eine Veranstaltung mit einem hochkarätigen Referenten natürlich top.“

  • Menschen bewegen sich auf voller Tribüne

    Mit Bewegung macht es mehr Spaß: Prof. Alexander Woll baute in seinem Impulsvortrag eine schwungvolle Episode ein.

    Foto: Michael Heinze

Impulsvortrag liefert Argumente

Gemeint war der Karlsruher Sportwissenschaftler Prof. Alexander Woll, der den sportbegeisterten Pädagog*innen im Rahmen seines Impulsvortrags über die Bedeutung des Sports für Kinder und Jugendliche in Schule und Gesellschaft Argumente mit wissenschaftlicher Evidenz an die Hand gab. „Jede entwickelte Gesellschaft ist eine Bewegungsmangelgesellschaft“, sagte Woll, der die Ergebnisse der die Ergebnisse aus der Motorik-Modul-Längsschnittstudie (MoMo) anschaulich präsentierte. „Wir sind zwar durchaus eine sportfreundliche Gesellschaft, aber keine bewegungsfreundliche Gesellschaft. Schon im Kindes- und Jugendalter halbiert sich die körperliche Aktivität.“ Mindestens eine Stunde pro Tag mit mindestens moderater Aktivität („Dass man wenigstens ein bisschen ins Schwitzen kommt“) sollte es laut WHO schon sein. Doch 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichen dieses Ziel nicht. „Die Gleichung hoher Medienkonsum bedeutet verringerte sportliche Aktivität ist so einfach nicht“, stellte der Forscher klar, der „die gute Zusammenarbeit in RLP zwischen den organisierten Sport und dem Schulsport“ lobte. „Die Digitalisierung bietet gerade für den Sportunterricht in der Schule neue Möglichkeiten – wir können stark davon profitieren.“

Motorik-Indizes und säkulare Trends

Woll präsentierte Motorik-Indizes und säkulare Trends von Kraft, Ausdauer und Co. Und betonte: Körperliche Aktivitäten außerhalb des Vereinssports haben sich in den vergangenen Jahrzehnten halbiert. Zum Beispiel gibt es viel, viel weniger Jungs als vor 40 oder 50 Jahren, die sich draußen auf der Wiese oder auf der Gasse zum Kicken treffen. „Wir haben mehr organisierten Sport – aber der selbstorganisierte Sport hat eher abgenommen.“ Jedes sechste Kind habe heutzutage „Probleme mit der Selbstregulation, mit dem eigenen Körperbild, Probleme mit Unter- oder Übergewicht“. Aktuell plagten sich 16,8 Prozent der Kinder mit Übergewicht herum. Ein Problem, denn aus übergewichtigen Kindern werden mit mehr als 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit übergewichtige Erwachsene.

„Haben ein Umsetzungsproblem“

Fazit des Sportwissenschaftlers: „Wir wissen inzwischen, dass Bewegung gut ist. Wir haben also kein Erkenntnisproblem, viel stärker ein Umsetzungsproblem.“ Die zentrale Frage sei: „Wie gelingt es uns, bei all den verschiedenen Bildungsinteressen unser Thema stärker zu platzieren – und ganz breit zu platzieren?“ Der Schulsport habe „nicht die Lobby wie Informatik oder Mathematik“ und generell „keine politische Lobby“. Dabei müssten Eltern wissen, dass Bewegung auch über den Bildungserfolg ihrer Kinder entscheide, dass Sport die Persönlichkeitsentwicklung präge. Stattdessen sei der „Sportunterricht immer auf dem Prüfstand“. Dabei seien „motorische Defizite“ über die Lebensspanne vielleicht sogar dramatischer“ als Defizite in Mathe oder Englisch. Woll wörtlich: „Toben macht schlau – so einfach ist es nicht. Aber Toben verbessert die Voraussetzungen, um schlau zu werden.“

Ziel ist ein Bewegungspakt

Im Sportunterricht lernten Kindern, resilient zu werden. Allerdings brauche es dazu auch „kompetente Leute, um die Bildungspotenziale des Sports zu heben“. Was es außerdem brauche sei „ein Bewegungspakt, wo man die verschiedenen Player, die eine Rolle spielen, mit einbezieht“. Die Wirkungen von Sport stellten sich nicht per se ein, sondern müssten sinnvoll initiiert und angeleitet werden. „Wir brauchen wohnungsnahe öffentliche Bewegungsräume und niederschwellige Angebote.“

14 verschiedene Workshops

Im Anschluss konnten die Sportlehrer*innen aus 14 verschiedenen Workshops wählen. Die Palette reichte von „Leistungssport und Schule“ bis hin zu „Warm up vielfältig gestalten“ Einer der Referenten war auch LSB-Vizepräsident Sebastian Dörr, der im Hauptberuf die Grundschule im südpfälzischen Siebeldingen leitet. „Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn man sich so ein bisschen zum Deppen macht“, schärfte Dörr den Pädagog*innen bei seinem bewegten Vortrag über die „Tanz- und Musikpause“ ein. Es werde immer wichtiger, Pausen mit solchen Angeboten zu gestalten. Denn: „Kinder, die sich in den Pausen bewegen, können sich nachweislich besser konzentrieren. Und ganz wichtig werden diese Aktivpausen bei schlechtem Wetter.“ Gerade Regenpausen ließen sich so massiv optimieren. „Und die Jungs und Mädels nehme ich bei Tanz-Battles unheimlich mit, wenn ich mich bei der Song-Auswahl an ihrem Musikgeschmack orientiere. Gerade das kurze Tanzen ist trendy – und hat einen starken Alltagsbezug.“

Sieben neue Partnerschulen

Im Rahmen des Netzwerktreffens überreichten Birgit Feilen und Gerd Dietrich vom Schulsportreferat der ADD sieben weiteren Partnerschulen offiziell ihre Schilder. Die Grundschule Longkamp, die Pestalozzi-Grundschule Zweibrücken und die Dekan-Ernst-Schule Grünstadt wurden als Partnerschule für Bewegung, Spiel und Sport zertifiziert, die Realschule plus Konz, das Gymnasium Konz, das Friedrich-Spee-Gymnasium Trier und das Hans-Purrmann-Gymnasium Speyer als Partnerschule des Sports. Mehr über die vom Ministerium und dem LSB geförderten Partnerschulen gibt es hier

Lob vom LSB-Präsidenten

„Es freut uns besonders, dass das gekoppelt ist mit den Sportvereinen“, betonte LSB-Präsident Rudolf Storck und dankte allen Partnerschulen nochmals ausdrücklich, „dass sie diesen Weg beschritten haben und den Sport in ihren Schulen so gut weiterentwickeln.“

Neuauflage avisiert

"Ich habe die Rückmeldung gehört, dass es ein richtig cooles Event war", rief LSB-Vizepräsident Sebastian Dörr bei der Abschlussrunde des gut sechsstündigen Meetings in der riesigen IGS-Sporthalle den Verantwortlichen zu. Nach der gelungenen Premiere soll das Netzwerktreffen laut Cheforganisatorin Stefanie Kaul künftig regelmäßig stattfinden.

Ansprechperson

Portrait von Katrin Riebke
Katrin Riebke

Referentin Schulsport

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