Gruppenfoto FSV Trier-Tarforst
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Sonderförderung für integrative Maßnahmen

Die Integration von Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen und Schutz in einem neuen, fremden Land suchen, ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung, die sich der Sport im Rahmen der Umsetzung des DOSB-Programms „Integration durch Sport“ im besonderen Maße widmet. Seit mehr als 30 Jahren bringen sich rheinland-pfälzische Sportvereine und -verbände mit großem Engagement für sozial Benachteiligte und Geflüchtete ein. Die Sonderförderung für integrative Maßnahmen unterstützte dieses Engagement im Jahr 2022 im Rahmen der bundesweiten Fördermöglichkeit des Bundesprogramms "Integration durch Sport". 

Die Sonderförderung für integrative Maßnahmen von Geflüchteten war ein voller Erfolg. Knapp 90 Vereine konnten von der Sonderförderung profitieren und rund 1.000 Geflüchtete mit Mitgliedsbeiträgen, Sportausrüstungen oder Schutzausstattungen im Rahmen der Gesamtfördersumme von 95.000 Euro ausgestattet werden. Zudem konnten sich sechs geförderte Vereine mit den bewegendsten Geschichten über weitere 500 Euro freuen. 

Der Sport nimmt eine besondere Schlüsselrolle für Geflüchtete ein. Die ukrainischen Kinder und Jugendlichen finden im lokalen Sportverein eine Aufgabe, neue Freunde, einen Ort, an dem sie gebraucht und respektiert werden.
Claudia Altwasser (LSB-Vizepräsidentin für Gesellschaftspolitik)

Dies zeigt sich einmal mehr seit dem 24. Februar 2022, dem Tag an dem Russland seinen großflächigen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete. Seit Beginn dieses Krieges sind mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. In Rheinland-Pfalz haben allein im Jahr 2022 mehr als 40.000 Ukrainer*innen Schutz und Zuflucht gefunden. Für viele bot der Sportverein oder ein Angebot eines Sportverbandes die erste Anlaufstelle in der neuen Umgebung. 

Auch aufgrund der dramatischen Entwicklung in der Ukraine und der Schlüsselrolle des Sports in der Aufnahme der schutzbedürftigen Menschen, entschied sich der LSB an der bundesweit ausgeschriebenen Fördermöglichkeit teilzunehmen. Über die Umsetzung des Bundesprogramms „Integration durch Sport“ konnten so Ende des Jahres 2022 zusätzliche Fördermittel für Mitgliedsbeiträge, individuelle Sportausrüstung oder Schutzausstattung für Geflüchtete unabhängig der individuellen Staatsangehörigkeit bereitgestellt werden. Vereine und Verbände, die sich im besonderen Maße um die Integration von Geflüchteten kümmern, konnten damit finanziell mit bis zu 2.000 Euro pro Verein unterstützt werden.          

Im Rahmen der Sonderförderung wurden sechs geförderte Vereine mit weiteren 500 Euro prämiert. Ihr besonderes Engagement könnt ihr hier nachlesen.

FSV Trier-Tarforst

Der FSV Trier-Tarforst finanzierte mit der Sonderförderung die Aufnahme und Mitgliedschaft von mehreren ukrainischen Jugendlichen, die ihre Heimat aufgrund der russischen Invasion verlassen mussten. Neben Sportausrüstungen organisierten die Vereinsverantwortlichen auch gemeinsame Mannschaftabende, Grußbotschaften in die Heimat und vieles mehr rund um die Integration der jungen Fußballer in Deutschland.

Auch Stanislav (16 Jahre), Illya (15 Jahre) und Nikita (15 Jahre) haben von diesem Engagement profitiert. Gemeinsam mit zwei weiteren ukrainischen Jugendlichen kamen sie vor einem Jahr aus der Ukraine nach Trier und in die U17 des FSV Trier-Tarforst. Der Fußball spielte für die ukrainischen Jugendlichen eine wichtige Rolle beim Ankommen und Einleben in Deutschland. Zwei Spieler sind mittlerweile wieder in ihre ukrainische Heimat zurückgekehrt. Die in Trier gebliebenen Stanislav, Illya und Nikita sind bis heute fester Bestandteil in der Mannschaft von Trainer Mats Rambusch.

Mehr zum Engagement des FSV Trier-Tarforst lest ihr hier

VfL Fontana Finthen

Im Vfl Fontana Finthen kicken insgesamt über 30 Flüchtlinge, bspw. aus Afghanistan, dem Irak, aus Syrien und dem Iran. Die Eltern dieser Kinder können sich i. d. R. weder Sportkleidung noch Fußballschuhe leisten. Durch Spenden der Mannschaft konnten jedoch alle Kinder mit neuen Regenjacken, Mützen, Handschuten, Sweatshirts und Trainingsanzügen ausgestattet werden.

Die Schuhe, mit denen die geflüchteten Kinder zum Training kamen, waren in sehr schlechtem Zustand. Bei einem Kind stand bspw. im Schuh ein Metallstift heraus, wodurch sich das Kind am Fuß verletzte. Ein anderes Kind trug einen viel zu großen uralten Schuh ohne Stollen mit Klettverschluss. Dank der Sonderförderung konnte der VfL Fontana Finthen die Kinder mit adäquater Ausrüstung versorgen und darüber hinaus deren Vereinsmitgliedschaften bezahlen.

Turngemeinde 1861 Mainz-Gonsenheim

Die TGM Gonsenheim finanzierte mit der Sonderförderung die Tischtennisausrüstung von Sergii, Vladyslav und Karim, drei geflüchteten Jungs im Alter von 11 bis 13 Jahren, die zuvor ohne eigenen ohne Sportschuhe und in Jeans zum Training kamen. Gleichberechtigung wird in der TGM großgeschrieben. Nach Beginn des Krieges in der Ukraine entschied der Verein, Geflüchtete kostenfrei mittrainieren zu lassen und freute sich zu einem späteren Zeitpunkt umso mehr über die Nachricht, dass die Vereinsmitgliedschaften für Geflüchtete über die Sonderförderung finanziert werden können.

Die TGM legt besonders viel Wert auf den Jugendschutz. Alle Übungsleiter*innen sind verpflichtet, einen Verhaltenskodex zu unterschrieben und an einem Seminarblock zum Thema „Gegen sexualisierte Gewalt“ teilzunehmen. Mobbing und Machtmissbrauch werden in keinster Weise toleriert.

Besonders stolz ist der Verein auf die Vielfalt seiner Mitglieder - derzeit genießen Mitglieder aus 34 unterschiedlichen Nationen das Vereinsleben der TGM Gonsenheim.

FC Ente Bagdad

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine erweiterte der FC Ente Bagdad sein integratives Fußballangebot auch auf Kinder, ließ Flyer dazu in Deutsch und in Ukrainisch drucken und verteilte diese unter den gerade in Mainz angekommen Geflüchteten. Zusammen mit ihren Müttern pilgern seitdem regelmäßig 20 bis 30 ukrainische Kinder und Jugendliche zwischen vier und 14 Jahren zur „Enten-Arena“ in Mainz-Bretzenheim. Im August 2022 kamen zusätzlich sehr viele neue afghanische unbegleitete Minderjährige zum Training, die von den Enten ebenfalls herzlichst aufgenommen wurden. Mit der Sonderförderung stattete der FC Ente Bagdad die jungen Menschen aus der Ukraine und Afghanistan, die keinerlei Sportkleidung besaßen, mit dem Nötigsten aus, sodass diese die Möglichkeit hatten, am gemeinsamen Fußballtraining teilzunehmen und die Schrecken des Krieges wenigsten für ein paar Stunden zu vergessen.

Die „Enten“ versuchen bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1973, Menschen zusammenzubringen. Neben der Freude am Sport steht für sie das gesellschaftliche Engagement im Vordergrund. Hierbei engagiert sich der Verein nicht nur für die Integration Geflüchteter und von Menschen mit Migrationshintergrund, sondern macht sich darüber hinaus u. a. gegen Antisemitismus und Antiziganismus stark.

GSC Frankenthal 1966

Der Gehörlosensportclub Frankenthal hat mit der Sonderförderung die Vereinsmitgliedschaften für geflüchtete Personen finanziert.

Auch darüber hinaus engagiert sich der Verein für Flüchtlinge und hat in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Rheinland-Pfalz und dem Gehörlosen-Sportverband Rheinland-Pfalz (GSV) 28 gehörlose Sportler*innen aus der Ukraine (darunter 14 Kinder), die sich aufgrund der Situation in ihrem Heimatland auf der Flucht befinden, in der LSB-Sportschule in Schifferstadt untergebracht. Die Tatsache, dass die Abteilungsleiter*innen und Vorstandsmitglieder des GSC Frankenthal die Internationale Gebärdensprache beherrschen, erleichtert den Geflüchteten, die vom GSC Frankenthal aufgenommen werden, die Ankunft und das Zurechtfinden in der neuen Umgebung.

Coblenzer Turngesellschaft 1880

Sport ist ein Schlüssel zur Integration – Seit vielen Jahren agiert die CTG Koblenz nach diesem Motto, wenn es darum geht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen gemeinsam mit ihren Eltern den Start in einem neuen Umfeld zu erleichtern. Bereits 1990 initiierte der Verein die eigene Sportgruppe „Schwimmen für muslimische Frauen und Kinder“, um jungen Müttern und ihren Kindern, den Spaß am Sport einschließlich der Möglichkeit, das Schwimmen zu erlernen, einzuräumen. Heute ist die Integrationsarbeit fester Bestandteil des Vereins, der u. a. mit Kindertagesstätten, Schulen, dem Beirat für Integration und Migration, der Stadt Koblenz sowie mit Flüchtlingshilfen zusammenarbeitet.

Die Sonderförderung hat die CTG Koblenz für Sportkleidung, Vereinsmitgliedschaften und Fahrtkosten genutzt. Hierbei haben Sportler*innen aus der somalischen Fußballgruppe, der rhythmischen Sportgymnastikgruppe, Kunstturner*innen, die allg. Kindergruppe, Teilnehmende am Gesundheitsprogramm im Fitnessstudio sowie Sportler*innen aus den Bereichen Rock `n´ Roll, Fechten und Cheerleading von den bereitgestellten Mitteln profitiert, konnten am Training und an Wettkämpfen teilnehmen.

Ansprechperson

Lara Strelau

Programmreferentin „Integration durch Sport“ Rheinhessen und Referentin Inklusion

Gefördert von