„Echt klein und mit verrücktem Spezialwissen“: ISE feiert zehnjähriges Bestehen mit Fachtagung

21.05.2025 –  Michael Heinze

Mit mehr als 60 Gästen aus Sport, Kommunen sowie Vereinen und Verbänden hat das Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) in der Europäischen Akademie des Sports in Trier sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. In seinem Festvortrag beleuchtete Prof. Lutz Thieme vom RheinAhrCampus Remagen den Wandel, die Herausforderungen und Chancen in der Sportstättenentwicklung.

Schwierige Startbedingungen

Thieme erinnerte daran, dass anno 2013 oder 2014 „die Idee des ISE erstmals diskutiert“ worden war. Damals habe es nur in wenigen Kommunen überhaupt eine Übersicht zum Zustand der Sportstätten und zum daraus resultierenden Sanierungsbedarf“. Viele Akteure in rheinland-pfälzischen Kommunen und in den Sportbünden hätten sich „über eine explizite Zurückhaltung des Landes bei der Verantwortungsübernahme für die quantitative und qualitative Ausstattung der Bevölkerung mit Sportstätten“ beklagt. Alles in allem seien die Startbedingungen für das ISE nicht optimal gewesen. „Die gute Adresse der Europäischen Akademie und die Anschubfinanzierung des Landes halfen sicher beim Start“, so Thieme. „Die Anbindung des Instituts an die Europäische Akademie erwies sich ebenso als Glücksfall wie die Gewinnung von Stefan Henn als Leiter des ISE.“ Henn habe es verstanden, den inhaltlichen und organisationalen Freiraum zu nutzen und das ISE in der kommunalen Landschaft in Rheinland-Pfalz und später auch darüber hinaus bekannt zu machen und erste Aufträge zu akquirieren. Die Arbeitsteilung sei dabei sehr fruchtbar gewesen: „Stefan Henn agierte, der Beirat diskutierte und das Sportministerium unterstützte finanziell.“

  • Männer und Frauen beim Gruppenfoto

    Die Protagonisten der Fachtagung zum zehnjährigen ISE-Bestehen (v.l.): Stefan Christmann (Ministerium des Innern und für Sport RLP), Monika Sauer (Präsidentin Sportbund Rheinland), Dr. Patricia Erbeldinger (Vorsitzende Europäische Akademie des Sports), Andreas Kampmann (Prokurist L.A.U.B. GmbH), Benjamin Wolff (Polytan GmbH), Prof. Lutz Thieme (Festredner) und Stefan Henn (ISE-Leiter).

    Foto: Michael Heinze

Wertschätzung erarbeitet

Im Laufe der Jahre habe sich das ISE eine hohe Wertschätzung erarbeitet, die vor allem an den mittlerweile mehr als 200 Sportstättenentwicklungsprojekten in Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa deutlich werde. Wobei die vielfach gelobten und rege in Anspruch genommenen Kompetenzen des ISE in der Arbeit einer sehr überschaubaren Anzahl von Mitarbeitenden wurzelten. „Letztlich“, resümierte Thieme, „ist das ISE aus organisationswissenschaftlicher Sicht auch nach zehn Jahren noch eine Art Start-up, mit all den damit verbundenen strukturellen Stärken und Schwächen. Daher ist der nunmehr initiierte Schritt des rheinland-pfälzischen Sports zu einer Art Grundfinanzierung des ISE zu kommen, nicht hoch genug einzuschätzen“ laut Thieme würde dies dem ISE den Schritt zu substanziell besser abgesicherten Strukturen ermöglichen und damit die Chance bieten, eine Professionalisierung auch in der strukturellen Ausstattung erreichen.

Dankbar für Kritik

„Ohne diesen kritischen Blick von Experten wie Lutz Thieme oder Eike Emrich auf das, was wir so treiben, wären es glaube ich keine zehn Jahre geworden“, kommentierte ISE-Leiter Stefan Henn, der von einer „spannenden, intensiven und überaus ereignisreichen Zeit“ sprach. „Denn es gab immer mal wieder Punkte, wo wir selbst gestolpert sind oder gemerkt haben, dass das so nicht funktioniert oder nicht unbedingt das Interesse des Auftraggebers – also der Kommune oder des Vereins- trifft. Und hier war der Beirat um Dieter Krieger immer wichtig, wenn er gesagt hat: ´Pass auf was Du machst. Denk mal drüber nach. Nimm mal einen anderen Blick ein.“ Dafür gebühre den Protagonisten und allen Unterstützern ein großer Dank. Mit Thieme war sich Henn einig: „Es ist ein echt kleines Institut. Und es ist ein echt verrücktes Spezialwissen, was in unseren Köpfen ist.“

Vielseitig und praxisnah

Dr. Patricia Erbeldinger, Vorsitzende der Europäischen Akademie, bezeichnete die Liste der Projekte, die das ISE bis dato umgesetzt hat, als „lang, sehr lang“ und nannte exemplarisch die Breitensportentwicklungsstudie in Ostbelgien, die Begleitung des Wiederaufbaus der Sportstätten im Ahrtal, bundesweite Erhebungen bei Sportvereinen zur Energiekrise oder auch die Sportentwicklungspläne in Landau, Bad Kreuznach, Mainz-Bingen, Ludwigshafen, Ingelheim, Frankenthal, Neuwied oder der Landeshauptstadt Mainz. „Das alles zeigt, wie vielseitig und praxisnah das ISE arbeitet, das heute eine feste, unverzichtbare Größe in der rheinland-pfälzischen Sportlandschaft ist.“ Auf das, was man gemeinsam erreicht habe, könne man stolz sein.

Anschauliche Fachvorträge

Zwei Fachvorträge rundeten die Festveranstaltung ab. Benjamin Wolff von der Polytan GmbH, einem Hersteller von Kunstrasensystemen und synthetischen Sportbelägen mit Sitz im bayerischen Burgheim informierte das Plenum über die Nachhaltigkeit hochmoderner Kunststoffrasen, die kein Wasser, kein Mähen und kein Düngen benötigen und damit mit den Jahren immer ressourcenschonender werden. Landschaftsarchitekt Andreas Kampmann von L.A.U.B. GmbH in Kaiserslautern führte dem Plenum Chancen und Potenziale moderner Sportfreianlagen anschaulich vor Augen, wenn man etwa vorhandene Sportanlagen auch für Anwohner öffne oder durch den Einbau oder die Herstellung von Kleinsportflächen ergänze.