Ein etwas anderer Blick auf die Erfolge der heimischen Olympionik*innen
Wie zählt Rheinland-Pfalz die Medaillen?
09.09.2024 – Dominik Sonndag
Medien und Politik machen es uns vor. Rheinland-Pfalz gewinnt bei den Olympischen Spielen in der französischen Hauptstadt Gold im Triathlon, Rheinland-Pfalz gewinnt Gold im Kugelstoßen, Rheinland-Pfalz gewinnt Silber im Handball und Rheinland-Pfalz gewinnt Bronze im Fußball. Jetzt sind es plötzlich – die Bronzemedaille von Sophia Junk eingerechnet – sechs Medaillen. Bei den Paralympics wird es nicht anders aussehen. Wie kommt das? Ganz einfach. Man zählt einfach jede*n Sportler*in, der in Rheinland-Pfalz geboren ist, der*die irgendwann mal in einem rheinland-pfälzischen Verein Mitglied war oder in Rheinland-Pfalz lebt, aber für einen Verein außerhalb der Landesgrenzen startet.
Aber ist das gut oder sogar besser? Das hängt wahrscheinlich ganz vom Blickwinkel ab. Die Medien blicken auf die Athlet*innen in ihrem Verbreitungsgebiet getreu dem Motto „Menschen von hier“, zählen dann auch die Goldmedaille von Yemisi Ogunleye, weil sie aus Bellheim (Pfalz) stammt oder die Bronzemedaille der Fußballerinnen – Jule Brand, geboren in Germersheim, spielte in Dudenhofen sowie Speyer (Pfalz), und Laura Freigang spielte in Oppenheim (Rheinhessen). Auch die zig Olympiaempfänge für die Olympionik*innen und deren Heimatgemeinden geben dazu ein Zeugnis ab. Es nicht wichtig ist, ob der*die Athlet*in aktuell in den Farben des örtlichen Sportvereins an den Start geht. Jede*r regionale Politiker*in möchte ein Stück vom Glanz einer Medaille abbekommen und auf sich scheinen lassen. Gold, Silber und Bronze glänzen. Auch die Politik hat einen gewissen Anteil an dem Erfolg, wenn zum Beispiel zuletzt die Förderung der Landestrainerstellen ausgeweitet werden konnte. Damit sportliche Erfolge, ob von einem Niklas Kaul im Trikot des USC Mainz oder einer Sophia Junk im rot-weißen LG Rhein-Wied-Dress, entstehen können, braucht es eine solide Basis – moderne Sportstätten, motivierte Trainer*innen im Jugendbereich und Ehrenamtliche, die Vorstandsarbeit nicht als Last, sondern als Lust empfinden können. Das sind Punkte, die keine Empfänge bekommen, und die Arbeit dahinter glänzt weniger.
Wenn diese Zählweise allerdings die gewünschte ist, sollte man fragen, warum fünf von sechs Medaillengewinner*innen nicht mehr für einen Verein in Rheinland-Pfalz an den Start gehen?
Die ehrlichere Zählweise ist die der Stiftung Sporthilfe Rheinland-Pfalz. Gefördert werden Athlet*innen, die für einen rheinland-pfälzischen Verein an den Start gehen und zudem die meiste Zeit auch von einem solchen ausgebildet wurden. So bleibt nur eine Bronzemedaille. Das spiegelt die Wirklichkeit in den Themen Sportstätteninfrastruktur, Trainerförderung und Ehrenamtsunterstützung im rheinland-pfälzischen Sport besser wider.