2 Schwimmer*innen im Schimmbecken
Foto: imago/Shotshop

Projekt „bäderleben.de“ liefert zuverlässige Fakten zur Bäderstatistik

Datenflut füllt Lücken in der Bäderstatistik

01.03.2021 –  Harald Petry

Für eine nachhaltige und mit belastbaren Fakten untermauerte Datenbank zur Gewährleistung von Planung, Sanierung, Erhaltung und Ausbau der Bäderinfrastruktur in Deutschland braucht es zuverlässige Daten. Diese waren in der Vergangenheit Mangelware und nur punktuell oder in eingeschränktem Maße zu beschaffen. Die letzte umfassende Bundesländerstatistik von Sportstätten und Bädern in Deutschland wurde von der Innenministerkonferenz im Jahre 2000 veröffentlicht. Seit dieser, für Statistiker ewig langen Zeit,  gab es keine validen Zahlen mehr.

Am 23. November 2020, im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin, wurde die Öffentlichkeit davon informiert, dass dieser Periode der „relativen Ahnungslosigkeit“ über den tatsächlichen Stand der Bäderlage im Lande von Prof.  Lutz Thieme, Sportwissenschaftler an der Hochschule Koblenz / Campus Remagen und seinem Team ein Ende bereitet ist. Das Gemeinschaftsforschungsprojekt – die Webseite „bäderleben.de“ – erarbeitet  unter Federführung des ehemaligen LSB-Präsidenten und Mitglieds des Kuratoriums Sportwissenschaft, bringt Licht in das (für manche Verwalter*innen staatlicher und kommunaler Kassen vielleicht nicht immer unangenehme) Dunkel der Datenlage.

Das Projekt ermögliche eine „auch für die Politik bessere Beurteilungs- und Handlungsfähigkeit“, konstatiert Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, anlässlich der Bundespressekonferenz. Die öffentliche und für jedermann zugängliche Datenbank bietet die Möglichkeit, Bäder nach verschiedenen Kriterien und Merkmalen zu suchen und zu finden. So ist es kein Problem, beispielsweise alle Freibäder in südpfälzischen Landkreisen zu finden, die einen Drei-Meter Sprungturm und gleichzeitig ein Kinderbecken besitzen.

Mit Finanzierungshilfe des Bundes über das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, in Kooperation mit den Akteuren der „Bäderallianz Deutschland“, war Thieme der Pfadfinder hin zur weitgehenden „Füllung des Datenbeckens“, wie es der langjährige Präsident des 10.000 Mitglieder starken SSF Bonn anlässlich der Berliner Informationsveranstaltung darstellte.

Was ist Bäderleben?

Die Ersteller der Webseite „baederleben.de“ hatten einen verblüffend einfachen Gedanken. Niemand hatte bislang daran gedacht, dass die Gesundheitsämter diejenigen Institutionen sind, welche Informationen nicht nur zu den kommunalen Schwimmbädern, sondern auch zu Freibädern, Naturbädern und Spaßbädern bis hin zum letzten Therapieschwimmbecken und Hotelpool besitzen. Diese Institutionen sind mit der Aufgabe betraut, regelmäßig die Wasserqualität eines jeden öffentlich zugänglichen Bades zu überprüfen und sie müssen dementsprechend grundlegendes Datenmaterial vorhalten.

Durch eine Befragung der Gesundheitsämter, zusammen mit einer umfassenden allgemeinen Online- und Telefonrechercheaktion, konnte so ein umfangreicher Datenpool gefüllt werden. Aus diesem können sich jetzt die Sportorganisationen, Bürger, Verwaltungen, Badbetreibern und politischen Akteure „schlau machen“ und sich für Ihre Zwecke, Anliegen und Planungen bedienen.

Die Durchführung der Befragungen und Erhebungen durch wissenschaftliche Hilfskräfte noch vor „Corona“ war ein Glücksfall für den überschaubaren Zeitaufwand der Erhebung.

Eine Datenbank darf kein statisches Instrument sein, eine Datenbank muss dynamisch und aktuell mit ihren Informationen auf Höhe der Zeit bleiben. Das zu garantieren, darf nicht zu teuer und aufwändig werden. Dafür ist den Machern um Prof. Thieme eine geniale Lösung eingefallen: der/die Badpate/in!

Das sind Nutzer wie „du und ich“, die sich dafür bewerben können, die Daten für ihr Schwimmbad zu Hause auf dem neuesten Stand zu halten, Veränderungsvorschläge zu machen und damit auch die Datenbank mitzugestalten. Das Ganze nach dem „Wikipedia-Prinzip“.

Da mischt sich dann die Lust zur Faktensammlung mit der emotionalen Verbundenheit des Paten oder der Patin mit ihrem Heimatbad. Bestmögliche Voraussetzungen, damit die Daten nicht veralten. Schon über 100 Badpaten hatten sich bis 25. November 2020 dafür beworben, die Beschreibungen ihrer Bäder stetig zu vervollkommnen und auf dem neuesten Stand zu halten. Weitere Badpaten werden dringend gesucht!

Doch „baederleben.de“ soll erst der Anfang sein. Es ist ein erster Baustein des viel größer angelegten Projektes eines „Digitalen Sportatlas“, der am Ende alle Sportanlagen, Sportstätten und Sportgelegenheiten in Deutschland abbilden soll. An dessen Planung soll auch die Hochschule Koblenz mit Prof. Lutz Thieme beteiligt sein. Dem Projekt kann man mit Hochspannung entgegensehen.

Bäderleben

Alle Informationen zum Projekt "bäderleben.de"

"Schwimmen als Kulturgut erhalten"

LSB-Positionspapier "Schwimmen als Kulturgut erhalten"