ISE mit Onlineveranstaltung „Sportstätten nachhaltig & effizient entwickeln“

28.04.2023 –  Michael Heinze

Angesichts der Energiekrise und des fortschreitenden Klimawandels einen Überblick zu den aktuellen Möglichkeiten eines nachhaltigen Sportstättenbaus liefern: Darum ging es am Freitag bei der Onlineveranstaltung „Sportstätten nachhaltig & effizient entwickeln“, zu der das Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) geladen hatte.

„Sinn und Zweck war es, die enge Verzahnung von Sportentwicklungsplanung und den daraus resultierenden Empfehlungen zu Sanierung, Modernisierung und Neubau von Sportstätten herausstellen“, sagte ISE-Leiter Stefan Henn. „Gemeinsam mit Expert*innen des Sportstättenbaus wollten wir moderne Ansätze zur nachhaltigen Entwicklung einzelner Anlagetypen vorstellen.“

Wie Maike Weitzmann vom DOSB vor 60 Teilnehmer*innen darlegte, sind zwei Drittel der 230.000 Sportstätten in Deutschland in kommunaler Trägerschaft, ein Drittel in Vereinsträgerschaft. „230.000 Sportstätten ist echt eine Menge“, sagte Weitzmann. „Aber die Qualität macht uns Sorgen.“ Das Herz des Sports schlage in den Hallen und auf den Sportanlagen. „Aber wenn die Sportstätten verfallen, ist unser Sport von gestern“, heißt es beim DOSB. „Deswegen müsse wir in unsere sportliche Zukunft investieren.“ Weitzmann bezifferte den Sanierungsstau bei den Sportstätten auf insgesamt mehr als 31 Millionen Euro – 12,7 Milliarden bei Schulsportanlagen, 8,3 Milliarden bei Sportstätten und Bädern sowie 10 Milliarden bei vereinseigenen Sportstätten. „Vor dem Hintergrund der Energiekrise muss es zu einer Dekarbonisierung der Sportstätten kommen, dazu braucht es entsprechende Strukturen und finanzielle Mittel.“ Doch die Aufstockung verschiedener Förderprogramme durch die Bundesregierung sei „zurzeit nicht so einfach“.

  • Sporthalle von innen

    Die ISE-Veranstaltung stellte via Zoom die enge Verzahnung von Sportentwicklungsplanung und den daraus resultierenden Empfehlungen zu Sanierung, Modernisierung und Neubau von Sportstätten heraus.

    Foto: M. Heinze

Eine Lösung könnten Sportstätten in Industriebauweise darstellen – also mit Stahlbauweise, Spannbetondecken und Co. Warum diese dank reduzierter Investitionsaufwendungen und kürzerer Bauzeiten (4 bis 13 Monate) wesentlich wirtschaftlicher und nachhaltiger sind, erläuterte Daniel Dillig, Geschäftsführer von DILLIG architekten GmbH in Simmern in seinem Impulsvortrag. „1.200 Euro pro Quadratmeter ist die Industriebausweise günstiger“, betonte Dillig. Aktuell würden Sporthallen nach 40 bis 45 Jahren saniert. Ziel müsse es sein, diese Zeitspanne auf 60 bis 80 Jahre auszudehnen.

Während Dr. Tobias Woll von der Energieagentur RLP in Kaiserslautern über Fördermöglichkeiten für Energieeffizienz und erneuerbare Energien informierte und auf den Fördermittelkompass verwies, verriet der Freie Landschaftsarchitekt Dirk Schelhorn dem Plenum, wie sich Sportfreianlagen nachhaltig und energieeffizient „als ganzheitliche Sport- und Bewegungsanlagen“ entwickeln lassen. „Man muss verbindliche Ziele verorten und wegkommen von rein genormten Sportanlagen“, so Schelhorns Credo. „Es gibt in vielen Vereinen ein völlig überholtes Sportverständnis – aber auch Städte müssen sich öffnen und sagen, dass ihr öffentlicher Raum ein Sport- und Bewegungsraum ist.“ Spannend seien multifunktionale generationenübergreifende Sportanlagen mit Mikadowäldern oder integrierten Crossover-Trainingsmöglichkeiten, „wo sich jeder Sportler mit unterschiedliche Trainingsprogrammen konditionieren kann“.