Ziemlich beste Freundinnen: Teamwork als Erfolgsgeheimnis der RVE-Asse
03.12.2024 – Radsportverband Rheinhessen
Aber mehr noch als über die Erfolge staunten und wunderten sich die Festredner ob der Tatsache, wie dies bei all den Widrigkeiten möglich war, die sich vor den Sportlerinnen im Laufe des Jahres immer wieder von neuem aufgetürmt hatten. So musste der Vierer als Flaggschiff des Vereins aufgrund von Schicksalsschlägen und Verletzungen immer wieder Ausfälle in der Stammbesetzung verkraften. Warum das normalerweise fast unmöglich ist, schilderte der Trainer Oliver Schwarz. „Die Mädchen fahren ihre Übung größtenteils rückwärts, passieren einander dabei vielfach ganz knapp und müssen sich blind aufeinander verlassen. Wenn eine Sportlerin dabei einen Kreis zehn Zentimeter größer oder zehn Zentimeter kleiner fährt, dann kracht´s.“
Empfang für die Kunstradfahrerinnen des RVE, die 2024 wieder etliche Titel vorweisen können: Deutsche Meisterinnen, Worldcup-Siegerinnen, Vizeweltmeisterinnen im Kunstrad-Vierer, DM-Dritte im Sechser. Nach einem mit Unglücken, Krankheiten, Verletzungen gespickten und damit äußerst schwierigen Jahr. Immer wieder mussten Ausfälle von Sportlerinnen kompensiert werden, vor allem im Vierer. Der kurzfristige Austausch einer Sportlerin auf dem Niveau, auf dem die Weltrekordinhaberinnen des RVE unterwegs sind, scheint daher unmöglich. Eigentlich. Warum es in Ebersheim trotzdem möglich war, ahnte man gegen Ende der Veranstaltung, als immer neue Sportlerinnen auf die Bühne gebeten wurden und dort nicht mehr nur vier, sondern ein knappes Dutzend junger Frauen saßen. Schwarz dazu: „Wir sind ein Team aus all diesen Mädchen, die seit zehn und mehr Jahren zusammenfahren und trainieren, deshalb denselben Fahrstil haben und alle auf höchstem Niveau sind.“
„Ein bisschen weh tut das schon“, musste Milena Schwarz zugeben, die zusammen mit Svenja Kraus, Rosenbach und Tijem Karatas die Farben Deutschlands bei der Hallenrad-WM in Bremen vertrat. Nachdem sie vor Jahresfrist noch die Parole ausgegeben hatte, dass eine Silbermedaille kein Grund zur Trauer ist, hatten die vier Frauen aus dem Mainzer Vorort nun doch ein wenig daran zu knabbern, dass ihr Anlauf auf das Regenbogentrikot gescheitert ist. Dabei hängt ein solches Trikot ja sogar in ihrem Kleiderschrank.
In den Augen von Max Mauthe ist es keine Überraschung, dass die Schweiz den Ebersheimerinnen den Titel weggeschnappt hat. „Aber wenn es normal läuft, ist Mainz trotzdem noch ein wenig besser“, so der Organisationschef der WM, der 2022 selbst noch als Vizeweltmeister glänzte. Dass die Ebersheimerinnen nicht ganz oben auf dem Treppchen landeten, kam so: Bei der Hinterraddrehung, der allersten Übung, kam es zur Berührung und Svenja Kraus musste vom Rad. Der Punktabzug für diese Übung und die dabei verlorene Zeit führten dazu, dass die letzte Übung nicht innerhalb der vorgeschriebenen fünf Minuten beendet wurde – und auch diese Punkte flöten gingen.
„Das hätte auch gerne mal irgendwann im Training passieren können“, so Milena Schwarz, „aber nicht ausgerechnet im WM-Finale. Neuer Anlauf 2025? Muss zwar noch intern besprochen werden, aber die Signale deuten darauf hin.