Handballverband Rheinland-Pfalz lässt auf sich warten

19.12.2023 –  Handballverband Rheinhessen

Nach den außerordentlichen Verbandstagen in allen drei Verbänden werden sich zunächst wohl nur Rheinhessen und Pfalz zusammen schließen. Der Handballverband Rheinland-Pfalz wird wohl kommen. Aber er wird noch eine Weile auf sich warten lassen.

 Entgegen der ursprünglichen Planung, die eine Verschmelzung der Verbände aus der Pfalz, dem Rheinland und Rheinhessen bereits für das kommende Frühjahr vorsah, wird nach den Geschehnissen auf den außerordentlichen Verbandstagen der drei Verbände nun eine andere Vorgehensweise angestrebt. Nachdem die Rheinländer einmal mehr querschossen, wollen nun zunächst nur Rheinhessen und die Pfalz zusammengehen und schnellstmöglich einen gemeinsamen Verband gründen. Da alle Planungen auf ein Dreierbündnis ausgelegt waren, müssen die Entwürfe für Satzung, Durchführungsbestimmungen und Ordnungen aber noch einmal überarbeitet werden, sodass der ursprüngliche Zeitplan nicht mehr einzuhalten ist.

 Entsprechend bat der Präsident des Handballverbands Rheinhessen (HVRh), Mathias Solms, beim außerordentlichen Verbandstag in Mainz um eine Änderung der Tagesordnung. Ursprünglich war ein Beschluss vorgesehen zur Einberufung eines weiteren außerordentlichen Verbandtags im März, bei dem über die Verschmelzung mit dem Pfälzer Handballverband (PfHV) abgestimmt werden sollte. Das Gleiche wäre im Rheinland passiert und der PfHV hätte sich dann in HV Rheinland-Pfalz umbenannt. Wie bereits berichtet dient diese Vorgehensweise der Ersparnis einer hohen Grunderwerbssteuer für die sich im Besitz des PfHV befindliche Pfalzhalle in Haßloch. Nach Monaten und Jahren der Vorbereitung waren für den Vorstand des HV Rheinland (HVRl) Anfang Dezember aber noch immer nicht alle Details geklärt. Es sollten vier Bezirke gegründet werden, die jeweils einen gewählten Vereinsvertreter in das erweiterte Präsidium, den Spielausschuss und den Schiedsrichterausschuss entsenden. Darüber kam es zum Streit, weshalb der Vorstand des HVRl für seinen außerordentlichen Verbandstag die Empfehlung aussprach, weitere Gespräche auszusetzen.

 Die Vereine des Rheinlands sahen das anders. „Der Verbandstag hat beschlossen, die Gespräche weiterzuführen. Das werden wir auch tun, ab die strittigen Themen wollen wir noch einmal angehen“, erklärte HVRl-Präsident Peter-Josef Schmitz, der in Mainz ebenso anwesend war wie sein Pendant aus der Pfalz, Ulf Meyhöfer. Solms ging in seiner Ansprache darauf ein, dass die erste Initiative für einen Zusammenschluss 2019 vom Rheinland ausgegangen war. „Doch schon bei der Frage, mit welchem IT-System der neue Verband arbeiten sollte, reagierten die Vertreter des Rheinlands mit Ablehnung, weil die Pfalz und wir uns für Handball4all aussprachen. Gegenüber dem im Rheinland verwendeten System NU bringt Handball4all in fünf Jahren eine Ersparnis von 25.000 Euro ein und es ist ein geringerer Schulungsaufwand nötig“, erklärte Solms. Des weiteren störten sich viele Vertreter des Rheinlands an der Pfalzhalle, die aus ihrer Sicht eine unkalkulierbare finanzielle Belastung für den neuen Verband darstelle. Während ähnliche Stimmen in Rheinhessen durch ausführliche Informationen überzeugt werden konnten, gelang dies im Rheinland lange nicht.

 „Es waren überwiegend die Pfalz und wir, die Kompromissbereitschaft zeigten, um anstehende Probleme zu lösen. Auch bei der Bitte, geografische Bezirke einzurichten, die Vereinsvertreter wählen und ins erweiterte Präsidium entsenden, stimmten wir zu, um das Vorhaben nicht zu gefährden.“ Solms Worte ergänzte Meyhöfer: „Wir haben über 250 Arbeitsstunden investiert, sind viele Kompromisse eingegangen. Das Ergebnis war vorzeigbar und gut. Wir haben nach wie vor keine Erklärung, warum Vereinsvertreter im Spiel- und im Schiedsrichterausschuss sitzen müssen.“ Um weiteren Diskussionen und damit einhergehenden Verzögerungen aus dem Weg zu gehen, sind sich die Vertreter aus der Pfalz und Rheinhessen deshalb einig, zunächst nur einen Zusammenschluss ihrer beiden Verbände anzugehen, dem sich die Rheinländer dann gerne später anschließen dürfen. „Allerdings dann zu den bestehenden Bedingungen im Hinblick auf Satzung, Durchführungsbestimmungen und Ordnungen“, wie Solms betont.

 Für die Rheinländer gibt es im Prinzip also nichts zu gewinnen, da alle Kompromisse, die sie ausgehandelt haben, nun vermutlich aus den zu überarbeitenden Satzungen und Ordnungen gestrichen und später sicherlich nicht wieder eingefügt werden. Die einstimmig geänderte Tagesordnung beim außerordentlichen Verbandstag des HVRh sah dann vor, den Verbandsvorstand zu beauftragen „Gespräche mit dem Pfälzer Handballverband zu führen mit dem Ziel einen HV Rheinhessen-Pfalz zu gründen sowie den Beschluss über die Einberufung eines außerordentlichen Verbandstags für die Verschmelzung mit dem Pfälzer Handballverband zu fassen. Ziel ist, die erste gemeinsame Spielrunde für die Saison 2025/26 zu planen, auch wenn der Zusammenschluss schon früher erfolgen sollte.“ Dieser Beschluss wurde ebenso einstimmig gefasst, wie der zur „Weiterführung offener Gespräche mit dem HV Rheinland über den Zusammenschluss zum HV Rheinland-Pfalz.“

 Schmitz teilte mit, dass sich bei den Streitpunkten Spielbetriebs-Software und Pfalzhalle die Lage entspannt habe und aus seiner Sicht nur noch kleinere Hemmnisse zu überwinden seien. Dennoch sind sich Solms und Meyhöfer einig, dass sie nun zunächst den Zusammenschluss der Verbände Pfalz und Rheinhessen vorantreiben wollen. Diese Vorgehensweise wurde auch am Folgetag beim außerordentlichen Verbandstag des PfHV gestützt. Wann das Rheinland sich dann dazu gesellt, werden alle Handballer im südlichen Rheinland-Pfalz mit Interesse verfolgen.