An der 14-Jährigen vom KSV Bad Kreuznach beißen sich die Kajak-Fahrerinnen der U18 die Zähne aus

Zwei EM-Titel für Paulina Pirro

Es klingt wie im Märchen, was sich da in Krakau zugetragen hat: Slalomkanutin Paulina Pirro vom KSV Bad Kreuznach sicherte sich bei ihrem ersten Start im deutschen Nationalteam gleich zwei Goldmedaillen. Sie wurde in Krakau im Kajak-Einer Europameisterin im Einzel und mit dem Team. Das Besondere daran: Die 14-Jährige startet international in der U18 und damit gegen teils drei Jahre ältere Konkurrentinnen. Drei weitere Jahre gehört sie dieser Altersklasse also noch an.

„Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so gut laufen würde. Das Einzel-Gold ist mir noch ein bisschen wichtiger als das Team-Gold, weil dahinter unheimlich viel Arbeit steckt“, sagte Paulina Pirro nach dem zweiten Finaltag. Die Feilbingerterin hat damit eindrucksvoll unterstrichen, dass sie zu Recht als Ausnahmetalent gilt. „Ich bin unheimlich stolz auf die Erfolge und habe mich sehr über die vielen Glückwünsche gefreut, die mich erreicht haben“, sagte die KSV-Athletin.

Ihren siebten Vorlauf-Rang bestätigte Paulina Pirro auch auf der für die Finaltage neu und noch schwerer gesteckten Strecke. Auch im Halbfinale kam sie auf den siebten Rang, verkürzte den Rückstand auf die Französin Emma Vuitton aber bereits auf sieben Sekunden. „Das Finale war mein großes Ziel gewesen. Dass ich es erreicht habe, hat mich riesig gefreut“, erklärte die 14-Jährige, die anschließend befreit und wie entfesselt ins Finale ging. 115,09 Sekunden lautete ihr Ergebnis in der Vorschlussrunde. Im Finale steigerte sie sich auf dem gleichen Kurs dann um knapp zehn Sekunden auf 105,94 Sekunden.

  • Paulina Pirro (links) und Elena Apel strahlen bei der Siegerehrung um die Wette.

„Als ich ins Ziel kam, habe ich mich sehr über die bombastische Zeit gefreut. Zehn Sekunden schneller als im Halbfinale. Da wusste ich, das kann etwas geben. Dass es für eine Medaille oder gar für Gold reichen würde, hätte ich aber nie gedacht“, berichtete sie von ihren Empfindungen bei der Zieldurchfahrt. Sechs Finalistinnen sollten noch folgen, doch eine nach der anderen biss sich die Zähne an der Zeit der KSV-Kanutin aus, darunter war auch Emily Apel, die starke Kollegin aus dem Nationalteam. „Plötzlich war ich beste Deutsche, dann stand fest, dass es eine Medaille werden würde. Und dann war ich auf einmal Europameisterin“, schilderte Paulina Pirro das Finale im emotionalen Zeitraffer. Vuitton, die alle Läufe zuvor dominiert hatte, verwies sie um 0,91 Sekunden auf den Silberrang, Apel wurde mit 6,79 Sekunden Rückstand Fünfte. Beide hatten jeweils Torstabberührungen, während die Feilbingerterin bei ihrem technisch sauberen Lauf fehlerfrei blieb.

Einen Tag zuvor waren Paulina Pirro, Emily Apel und die Fürtherin Antonio Plochmann ebenfalls glänzend durch den Kanal gekommen. Für die drei Deutschen wurden im Teamwettbewerb 117,65 Sekunden gestoppt, das zweitplatzierte Team aus Slowenien kam auf 121,38 Sekunden, die Tschechische Republik auf 121,65 Sekunden. Wie gut der Lauf der deutschen U18-Juniorinnen war, zeigt sich auch daran, dass sie mit ihrer Zeit die U23-Konkurrenz, die auf haargenau der gleichen Strecke ausgetragen wurde, ebenfalls für sich entschieden hätten. Für die dort siegreichen Russinnen wurden 121,52 Sekunden notiert. „An Paulinas großen Erfolg haben ihre Trainer einen wesentlichen Anteil“, betonte Steffen Oberst, Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland-Pfalz/Saarland und würdigte damit Verdienste von Stützpunkt-Chefcoach Florian Schlegel sowie Heimtrainer Walter Senft vom KSV.

Bei ihrem ersten Start direkt Doppel-Europameisterin zu werden, ist eine Sternstunde für den Bad Kreuznacher Kanusport und seinen Bundesstützpunkt. Selbst der spätere Olympiasieger Thomas Schmidt und Europameisterin Ricarda Funk waren in diesem Alter noch nicht so weit, wie es Paulina Pirro jetzt schon ist. Die Einzigartigkeit der Erfolge wurde kräftig gefeiert. Bei ihrem Verein KSV, in der IGS Sophie-Sondhelm in Bad Kreuznach und in Feilbingert gab es Empfänge und Ehrungen für die Doppel-Europameisterin. „Behalte das Glücksgefühl im Kopf“, riet Landrätin Bettine Dickes dabei der jungen Sportlerin. „Sie ist in ganz Europa die Schnellste, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, verdeutlichte Wolfgang Scheib, Vizepräsident des Sportbundes Rheinland.