Profisportler Jason Osborne auf dem Rad
Foto: Thomas Hildebrandt

Ruder-Ass Jason Osborne hält sich auf dem Rad fit und stellt immer neue Bestmarken auf

400 Kilometer in zwölf Stunden

Die Nachricht von der Verschiebung der Olympischen Spiele hat Ausnahmekönner Jason Osborne vom Mainzer Ruder-Verein längst verdaut. Der 26-Jährige, der in Mönchengladbach geboren wurde und im alten Ortskern des Mainzer Stadtteils Weisenau eine Wohnung hat, hält sich in Zeiten der Corona-Pandemie vor allem auf zwei Rädern fit. Und spult dabei ein unglaubliches Pensum ab. Im Interview mit SportInForm verrät Jason Osborne was hinter diesen beeindrucken Zahlen steckt und gibt einen Blick in seine Zukunft als Leistungssportler.

Herr Osborne, vor wenigen Wochen sind Sie am Stück 400 Kilometer auf dem Rad gefahren. Wie kam es dazu?

Das Ganze hat sich mehr oder weniger entwickelt aus der Rennradgruppe, die ich in Mainz habe. Bevor die ganzen Beschränkungen kamen im Zuge der Corona-Pandemie, sind wir oft zu dritt unterwegs gewesen. Wir haben dann angefangen, uns zu steigern. Das ging von 200 auf 260 Kilometer usw. und wir hatten irgendwann den Anreiz, einen neuen Kilometer-Rekord aufzustellen. Bislang hatte ich 310 Kilometer als persönlichen Rekord stehen – das wollte ich überbieten und bin dann die 400-Kilometer-Tour gefahren. Und das mit einem 33er-Schnitt. Wir haben glaube ich zwölfeinhalb Stunden gebraucht, haben sehr wenig Pausen gemacht, weil das noch vor der Zeitumstellung war und es sehr früh dunkel wurde. Deswegen hatten wir ein bisschen Zeitdruck. Das war echt alles eng getaktet…

Welche Strecke sind Sie dabei gefahren?

Wir sind die ursprüngliche Route gefahren, die ich auch damals bei den 310 Kilometern gefahren bin. Eine ganz schöne Route, die durch den Hunsrück führt hintenrum – man kommt dann an der Mosel wieder raus, hat noch ein Stück Mosel, wechselt später wieder zum Rhein und fährt den Rest über Bingen zurück nach Mainz. Die Route ist wirklich sehr schön. Aber an dem Tag, als wir gefahren sind, war sie nicht sonderlich schön. Weil wir mit Schiebewind losgefahren sind – und dann leider fast 200 Kilometer bei Gegenwind fahren mussten. Das war echt nicht schön. Aber daraus lernt man, dass man sich beim nächsten Mal bei so einer Tour besser erkundigen sollte, von wo der Wind weht. Aber wir haben es durchgezogen. Zu zweit war es besser, da man sich abwechseln konnte im Windschatten. So ging es trotz Gegenwand irgendwie. Mir fehlten dann nach diesen 310 Kilometern aber noch 90 Kilometer. Um die aufzufüllen, bin ich in Mainz-Laubenheim die begehrte Zeitfahrstrecke, diesen Rundkurs von sieben Kilometern, noch gefahren, bis ich die 400 Kilometer voll hatte. Mich hat das so gereizt, ich wollte die 400 unbedingt knacken. Ich bin zwar ins Dunkle geraten, hatte aber zum Glück Licht dabei.

Was können Sie uns über Ihr Rad verraten?

Ich habe ja einige Räder. Die 400 Kilometer bin ich mit meinem ganz normalen Straßenrad gefahren – nicht mit einem Zeitfahrrad oder so. Ich fahre ein Specialized Tarmac. Das habe ich mir selbst zusammengebaut. Mit ziemlich guten Laufrädern – Aerolaufrädern von Enve 5.6. Ich habe das Rennrad gebraucht gekauft, nach und nach Sachen dazu aufgebaut. Wiegen tut das Rad um die sieben Kilo. Preislich würde ich es Richtung 4.000 Euro einschätzen – weil es ja auch gebraucht ist.

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    Foto: M. Heinze

Ein 33er Schnitt bei dieser langen Distanz ist doch der helle Wahnsinn, oder?

Der 33er Schnitt war nicht das Maximum, würde ich jetzt mal behaupten. Da wir eben auch starken Gegenwind hatten. Die 310 Kilometer sind wir damals mit einem 34,2er-Schnitt gefahren – und da war der Wind deutlich angenehmer, da sind wir auch nicht so intensiv gefahren. Es ist auf jeden Fall noch Potenzial da, noch schneller zu fahren. Letztens bin ich mit einem Kollegen 200 Kilometer gefahren mit einem fast 41er Schnitt. Also es geht deutlich schneller. Ist halt immer nur eine Frage, wie man das alles taktet mit Pausen usw. Aber es ist schon sehr schnell. Was wir da beim 41er Schnitt an Watt gefahren sind, ist bei einem längeren Straßenrennen bei den Topleuten, die dort um den Sieg mitfahren, auch nicht viel weniger, eher gleich. Fazit: Es war schon sehr krass, was wir an dem Tag auf die Straße gebracht haben und zeigt auch, dass ich durchaus in der Lage bin, bei langen Straßenrennen mitzuhalten.

Was sagen Sie zu Experten, die vor Ihrer Kondition sämtliche Hüte ziehen und Sie ehrfurchtsvoll als „Maschine“ bezeichnen?

Ja, weiß ich nicht… Mittlerweile habe ich mich auf dem Rad ja schon zu einem ziemlich starken Fahrer entwickelt. Habe das jetzt in einem reinen Straßenrennen noch nicht so beweisen können. Und denke, da braucht es auch noch Übung. Aber wo ich mich halt gerade echt beweise, ist an den ganzen KOMs (Anm. d. Red.: King of Mountain), an den ganzen Bergen. Wo ich immer meine Marke da lasse. Klar, da werden die Leute auch aufmerksam drauf. Kann durchaus sein, dass die einen oder anderen teilweise auch echte Zweifel haben. Das habe ich oft erlebt. Aber wenn man ein bisschen mehr über mich erfährt und herausfindet, ergibt das alles auch Sinn.

Haben Sie demnächst weitere Ausdauer-Events in Planung?

Ich setzte mir immer persönliche Challenges. Was natürlich nochmal ein Anreiz wäre: die 500 Kilometer noch einmal anzugehen. Das werde ich glaube ich auch in nächster Zeit mal probieren. Ansonsten muss man einfach gucken, was einem so in den Kopf kommt. Man muss kreativ werden in der jetzigen Situation, in der es ja keine Wettkämpfe gibt…

Das Interview führte Michael Heinze