Heißer RLP-Kandidat für die Olympischen Winterspiele: Skilanglauf-Sprinter Jan Stölben aus Manderscheid
30.05.2025 – Michael Heinze
Hallo Jan, Willkommen in Mainz. Wo kommst du her und wie hat alles angefangen?
Ich komme aus Manderscheid in der Vulkaneifel. Das Ganze ging im Prinzip mit der Schule los und der Ski AG. Und vor allen Dingen mit meinen Eltern, die schon immer sehr wintersportaffin waren. Ich hab sehr früh angefangen, alpin zu lernen, aber Langlauf kam dann eher recht spät mit einer Schulfreizeit. Man hatte uns gesagt „Ihr kriegt eine Woche frei, wenn wir da hinfahren.“ Dann war ich direkt mit dabei.
Stimmt es denn, dass du zum LSB-Hauptgeschäftsführer Thomas Kloth ein ganz besonderes Verhältnis hast? Und wenn ja, warum?
Ja, das stimmt definitiv. Thomas Kloth war mein allererster Trainer, den ich im Langlauf hatte. Er war selbst damals auf dem Skiinternat gewesen und kam dann auf die Idee: Hey, wir könnten doch in Rheinland-Pfalz mal eine Gruppe von Langläufern kreieren. Er hat das sozusagen als Projekt hier gestartet.
Kann man denn sagen, dass Thomas Kloth dich als damaliger Trainer für den Skiverband Rheinland ein Stück weit entdeckt hat?
Ja, das kann man schon definitiv sagen. Ich war zwar auf den Skiern noch sehr, sehr unbeholfen unterwegs, aber ich bin dafür dann doch sehr schnell vorangekommen und er hat dann das Potenzial gesehen und meinte, ob ich das nicht schärfer verfolge wollte.
Wie alt warst du damals?
Ich glaube 14, 15.
Seitdem hast du eine steile Karriere hingelegt. Wen würdest du denn als deine größten Förderer bezeichnen?
Puh, meine größten Förderer sind definitiv erstmal meine Eltern. Dazu kommt natürlich auch der Thomas Kloth, ohne den das nicht möglich gewesen wäre. Aber auch die ganze Struktur, die es hier gibt in den letzten Jahren – unter anderem auch die Sporthilfe Rheinland-Pfalz.
Was war denn die größte Hürde, die du in deiner Karriere bewältigen musstest?
Das ist nicht immer so ganz so einfach zu sagen. Aber in meinen Schülerjahren hatte ich nie eine Anbindung in eine Nationalmannschaft. Es hat nie ganz gereicht. Und im allerletzten Jahr war es dann so ein bisschen die Frage: Was macht man denn dann danach, wenn man keine Perspektive hat, wenn man nicht im Team ist und es nicht weitergeht. Das habe ich mir gesagt: Okay, ich würde mich ärgern, wenn ich es nicht versucht hätte. Also dieses Jahr einfach volle Möhre probieren ob es klappt. Und es hat dann glücklicherweise geklappt und dann hab ich eine Stelle bei der Bundeswehr und einen Platz im Nationalteam bekommen – und seitdem läuft es eigentlich relativ gut.
Bist du denn in Sachen Sportförderung und Sponsoren rundum zufrieden beziehungsweise inwiefern fühlst du dich bei der Stiftung Sporthilfe Rheinland-Pfalz in besten Händen?
Ich fühle mich hier schon sehr, sehr wohl und werde super unterstützt. Ich muss halt sagen, da Skilanglauf hier doch eine sehr große Nischensportart ist – in Rheinland-Pfalz sowieso, aber auch in ganz Deutschland gesehen – ist auch nicht so ganz die Präsenz in der in der Öffentlichkeit da. Da tut man sich mit Sponsoren drumherum schon schwer, das Ganze zu finanzieren. In dieser Situation ist eine gute Förderung natürlich Gold wert.
Wie ist das denn so als Flachlandtiroler unter all den großen Wintersportnationen?
Es ist definitiv aufregend. Man merkt schon: Ich habe halt definitiv eine andere Herangehensweise und auch eine andere Geschichte wie die meisten anderen, deren Geschichte sich doch in vielen Bereichen sehr, sehr ähnelt. Aber ich bin auch tatsächlich mittlerweile sehr froh drum und habe es in den letzten Jahren immer mehr zu schätzen gelernt, auch manchmal vielleicht eine andere Perspektive zu haben.
Wie kommt es, dass du trotzdem so erfolgreich bist im Wintersport, auch wenn du nicht aus Österreich, Schweiz oder den Alpenregion kommst – sondern nur aus der Eifel?
Ich glaube, das hat immer was mit der Liebe zum Sport zu tun. Aber vor allen Dingen mit der Leidenschaft. Wenn man von morgens bis abends sich überlegt, was man noch verbessern kann und an vielen, vielen kleinen Stellschrauben versucht, noch mal was zu drehen und auch bereit ist, mal einen Meter mehr zu gehen, dann kann man schon sehr weit kommen.
Das heißt, dann du bist sehr akribisch, weil du ja weißt, dass am Ende die Kleinigkeiten den Unterschied ausmachen zwischen Gewinnen und Verlieren?
Das definitiv. Ich war schon immer jemand, der viel seiner Leistung über Fleiß und Akribie geholt hat. Das größte Naturtalent war ich definitiv nicht gewesen und technisch war es vor allen Dingen schwierig. Aber man kann das andere dann doch gut ausgleichen.
Damit wäre die nächste Frage fast schon beantwortet: Würdest du sagen, du hast mehr Fleiß oder mehr Talent zu bieten?
Definitiv mehr Fleiß.
Was ist deine größte Stärke auf den Skiern?
Mit eine meiner größten Stärken ist einfach meine Fähigkeit, mich sehr, sehr gut verausgaben zu können. Da so, da wäre ich von manchen meiner Kollegen auch drum beneidet. Das tut in dem Moment dann schon sehr, sehr weh. Aber wenn es dementsprechend Erfolg bringt, ist es das Beste, was passieren kann.
Genau. Je mehr es wehtut, umso größer ist dann mitunter die Freude am Ende. Verrätst du uns mal kurz dein Erfolgsgeheimnis?
Schwierig zu sagen. Ich denke, es hat sehr, sehr viel damit zu tun, einfach nicht immer den geebneten Weg zu gehen, auch ein bisschen seine Freiheit zu suchen Es geht nicht immer darum, alles hundertprozentig perfekt zu machen und sich in irgendwas komplett zu verbeißen und immer das zu machen was andere sagen, was einem gut tut. Du musst vor allen Dingen hundert Prozent an das glauben, was du machst. Weil: dieser Glaube kann schon sehr, sehr viel bewegen.
Du steigerst dich von Jahr zu Jahr. Das ist eindeutig, bist jetzt schon dreimal deutscher Meister im Sprint geworden und warst zuletzt Zwanzigster im Sprint Weltcup. Wohin soll das denn alles noch führen?
Wenn es nach mir geht, definitiv ganz nach oben. Nächstes Jahr steht Olympia an, ob es da schon reicht, ist schwierig abzuschätzen. Ich bin aber noch relativ jung und will definitiv angreifen.
Die Olympischen Spiele steigen bekanntlich im Februar 2026 in Mailand. Wie schätzt du denn aktuell die Chancen ein, dass du dort schon dein Können zeigen wirst und vielleicht sogar eine Medaille holen oder ist das alles reine Utopie?
Dass ich mein Können dort zeigen kann, ist definitiv keine Utopie. Das ist sehr, sehr realistisch. Für eine Medaille muss schon sehr, sehr viel gut laufen, im Sprint braucht man ein gewisses Glück. Ich denke, das hat man dieses Jahr gesehen, dass es halt nicht nur immer um die Leistung geht. Und in der möglichen Staffel ist man auch immer auf seine Kollegen angewiesen. Also: Es ist alles möglich, aber da gehört schon sehr, sehr viel Glück dazu.
Was hast du dir sonst noch vorgenommen für dieses Jahr – und wie sehen deine mittelfristigen und auch deine langfristigen Ziele?
Für dieses Jahr habe ich mir relativ viel vorgenommen. Jetzt ist mal eine lange Saisonpause, bis dann der Winter hier losgeht und auch endlich der Schnee wiederkommt. Ich will vor allen Dingen im Weltcup angreifen. Gerade was den Sprint angeht, glaube ich, dass die Top Ten gut angreifbar sind, auch in der Gesamtwertung. Und langfristig gesehen: Es kommen noch einige Weltmeisterschaften, es kommen noch einige Olympische Spiele. Und Medaillen müssen das langfristige Ziel sein.
Du bist aktuell topfit, hast keinerlei Verletzungen zu beklagen, sondern stehst voll im Saft?
Ich stehe definitiv voll in Saft. Die Saison war natürlich lang und dann hat man sich auch ein bisschen Pause verdient. Aber mir geht es super gut. Ich kam gesundheitlich super durch und befinde mich auf dem richtigen Weg.
Hattest Du überhaupt schon mal schwere Verletzungen oder bist du Gott sei Dank verschont geblieben davon?
Gottseidank ja. Ich habe auch das Glück, dass ich ein super Immunsystem habe, ich habe fast nie Ausfälle. Das einzige, das mir mal in meinem mittlerweile sieben acht Jahren passiert ist: ich habe mit einmal die Hand gebrochen. Aber im Verhältnis zu anderen Leidensgeschichten ist das ein Glücksfall.
Hast du zum Schluss noch einen Tipp für aufstrebende Talente im Sport beziehungsweise auch in deiner Sportart konkret?
Das ist immer ein bisschen schwierig. Ich denke vor allen Dingen, dass man darf den Spaß an der Sache nicht verlieren darf. Ich habe da schon ganz, ganz viele tragische Fälle gesehen, wo das der Fall ist. Athleten, die den Sport nach ihrer Karriere eigentlich nicht mehr sehen wollen und können. Ich denke, wenn du es wirklich Spaß betreibst und wirklich an dich glaubst, ist viel mehr möglich, als die meisten Leute von sich denken. Und vor allen Dingen viel mehr möglich, als alle anderen drumherum von einem denken.
Das Interview führte Michael Heinze
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