Siegerehrung des LSB-Jubiläumsschriften-Wettbewerbs in Mainz
02.12.2022 – Regina Thiem
Dass die beiden siegreichen Vereinsvertreter am 30. November im LSB-Haus trotzdem nicht gemeinsam jubeln konnten, liegt am zweiten Novum dieser Ehrung: Zum ersten Mal in der Geschichte aller LSB-Wettbewerbe war der Preisträger des ersten Platzes nicht anwesend bei der Verleihung der Urkunden. Ursache war ein Stau auf der A3 bei Mogendorf, der die Wissener Sportschützen nach drei Stunden Zwangspause zur Umkehr in den Westerwald zwang.
„Dieser Wettbewerb soll die Vereine dazu anregen, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen und sie zu dokumentieren. Eine repräsentative Festschrift ist beste Werbung für Ihren Verein“, sagte LSB-Präsident Wolfgang Bärnwick. Der Jubiläumsschriften-Wettbewerb wurde 1988 ins Leben gerufen und wird nur alle vier Jahre ausgeschrieben.
Der LSB-Vizepräsident für Kommunikation, Walter Desch, erläuterte vor der Ehrung dezidiert die Arbeit und das Punktesystem der Jury. „Dieser Wettbewerb hat ganz besondere Herausforderungen. Die Kriterien, nach denen wir gehen, waren der Inhalt, die Fotos, der Titel, die historische Betrachtung, das Layout und die Werbung“, so Desch, der die Veranstaltung mit viel Routine moderierte.
Die Herangehensweise an die Aufarbeitung der Vereinsgeschichte verläuft oft sehr unterschiedlich, was man am Beispiel der beiden Erstplatzierten gut erkennen kann. Werner Lang, Vorsitzender des SV Hinzweiler, hatte die 245 Seiten starke Jubiläumsschrift „Die Geschichte eines Dorfvereins“ im DIN A 4-Format in fünfjähriger Fleißarbeit fast allein erstellt – mit 500 Fotos und zahlreichen Anekdoten, die den Leser auch mal zum Schmunzeln anregen. „Vor zehn Jahren hatte ich schon bei unserer Dorfchronik mitgewirkt, da konnte ich auf viele Infos zurückgreifen“, erzählte der pensionierte Geschichtslehrer. Der Verein konnte das Buch durch den Verkaufspreis von 22 Euro refinanzieren – und musste sogar noch einmal nachdrucken.
Auf Teamarbeit setzten die Redakteure Florian Marhöfer und Karl-Heinz Henn bei der Chronik „150 Jahre Wissener Schützenverein – Stolz auf Vergangenes, engagiert in die Zukunft“ – schließlich hatten sie 150 Jahre Vereinsgeschichte zu bewältigen. „Besonders bei der Fotorecherche und -auswahl haben uns zahlreiche Vereinsmitglieder unterstützt. Dadurch konnten wir uns verstärkt auf die historische Aufarbeitung konzentrieren“, sagte Marhöfer am Tag nach der Ehrung, als er telefonisch über den Erfolg seines Vereins informiert wurde. Auf 223 Seiten gelang dem Team neben der chronologischen Aufarbeitung dieser langen Zeitstrecke auch die Auflockerung mit bunten Beiträgen wie „Neujahrsspringen im Schützenhaus“ oder „Schießsport Made in Wissen“. Zirka anderthalb Jahre haben die Westerwälder an ihrem Jubiläumsheft gebastelt. Rund 500 Exemplare wurden für 9 Euro an die Vereinsmitglieder verkauft und konnten so die Kosten decken.
Die Redaktion der Vereinschronik „100 Jahre Sportfreunde Germania Winden – Fußball in bewegten Zeiten“. lag in den Händen von Christoph Roland Foos. Er fand in dem jungen Grafiker Andreas Weidner einen perfekten Mitstreiter. „Eine Agentur fürs Layout wäre zweifelsfrei sehr viel teurer geworden. Aber was noch wichtiger war: Wir beide lagen auf einer Wellenlänge und das Ergebnis kam gut an“, sagte Foos bei der Ehrung. Der Verein verkaufte seine Jubiläumsschrift, die übrigens ganz ohne Werbung auskommt, für genau 19,19 Euro – denn 1919 ist das Gründungsjahr des Vereins.
Eine interessante Hintergrundinfo hatte die Vorsitzende des TuS Dierdorf, Walburga Rudolph, parat: „Während der Corona-Zeit konnten wir unsere Mitgliederzahlen steigern. Uns war wichtig, dass die Jugendlichen sich weiter begegnen – egal wie. Deshalb haben wir sie animiert, kleine Filmchen über ihr persönliches Sportprogramm Zuhause zu drehen, die wir auf unsere Homepage gestellt haben. Über die ganze Zeit haben wir unser Sportprogramm im Freien angeboten und auch unsere Weihnachts- und Osterpaketaktion ist gut angekommen. Das hat die Vereinsbindung gestärkt.“
Der besonderer Dank des LSB-Präsidenten Wolfgang Bärnwick ging an die Juroren Stefan Kieffer, Klaus Kullmann, Claus Rosenberg und Hans-Peter Schössler unter Leitung von LSB-Vizepräsident Walter Desch, die am 15. September 28 Einsendungen bewertet hatten. Nachdem die Jurymitglieder lange über die Vergabe des ersten Platzes diskutiert hatten und es bei den beiden Chroniken letztendlich nur um Nuancen ging, einigten sich die Experten schließlich darauf, gleich zweimal den ersten Preis zu vergeben.