33 Jahre alter Mainzer betritt Neuland

Jung und trotzdem erfahren: Jan Ludwig neuer hauptamtlicher Landestrainer

19.01.2021 –  Handballverband Rheinhessen

Ein nettes Weihnachtsgeschenk machte der Landessportbund den drei Handballverbänden im Land. Mitte Dezember genehmigte der LSB für die Landesarbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz (RLP-Handball) die lange herbei gesehnte Stelle eines hauptamtlichen Landestrainers.

Die Mitteilung kam sehr überraschend und setzte die Verantwortlichen des Teams RLP-Handball unter Zugzwang, die zunächst auf vier Jahre angelegte Stelle kurzfristig zu besetzen. Doch die Entscheidung fiel nicht schwer und wurde gemeinsam mit den Vize-Präsidenten Jugend der drei Verbände schnell gefällt. Der Mainzer Jan Ludwig, Verbandstrainer des Handballverbands Rheinhessen und seit längerem auch schon auf RLP-Ebene tätig, wurde zum Jahresbeginn als Landestrainer für die weibliche und männliche Jugend eingestellt. „Jan hat sich seit Jahren im Team RLP-Handball bewährt. Ich bin überzeugt, wir haben bestmöglich entschieden“, freut sich Friedhelm Jakob, Präsident RLP-Handball, über Ludwigs Zusage.

Ludwig ist zwar erst 33 Jahre alt, hat für sein junges Alter aber schon jede Menge Erfahrung auf der Trainerbank gesammelt. Das liegt sicher auch daran, dass er seine eigene Karriere als Handballer bereits mit 20 Jahren wegen einer komplizierten Knieverletzung beenden musste. „Ich wollte mein Sportstudium nicht gefährden“, erklärt Ludwig, der an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz gerade ein Lehramt-Studium mit den Fächern Sport und katholische Theologie begonnen hatte. Damals spielte Ludwig mit der ersten Mannschaft des TV Nieder-Olm in der Regionalliga. Zuvor hatte er im Verein bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und dabei nicht nur zwei Jugend-Mannschaften selbst trainiert, sondern auch in Sachen Koordination und Planung einiges an Erfahrung gesammelt.

Nach seiner Verletzung kehrte Ludwig zu seinem Heimatverein HC Gonsenheim zurück, wo er als D-Jugendlicher mit dem Handball begonnen und mit 16 Jahren als Trainer der E-Jugend sein erstes Amt übernommen hatte. „In der Folge habe ich mich voll und ganz meiner Trainertätigkeit auf verschiedenen Ebenen gewidmet. Ich hatte das große Glück, dass mir von Anfang an sehr viel Verantwortung übertragen wurde und ich so die Topteams unserer Region trainieren durfte“, erzählt Ludwig von seinen Trainerstationen in Gonsenheim, Budenheim und Nieder-Olm, wo er viele Nachwuchs-Teams in die Oberliga RPS führte. „In den letzten 16 Jahren konnte ich 24 Teams von der D- bis zur A-Jugend an der Seitenlinie begleiten, viele Erfolge feiern, aber vor allem sehr viel Erfahrung sammeln und als Trainer reifen. In Nieder-Olm habe ich in den letzten fünf Jahren als Jugendkoordinator zusätzlich Einblicke bei den Altersgruppen unterhalb der D-Jugend gewonnen, durfte ein sportliches Konzept für den Verein entwickeln und umsetzen und wurde mit vielen Problemen konfrontiert, die mir nun sicherlich bei meiner Arbeit als Landestrainer weiterhelfen werden.“

Neben seiner Vereinsarbeit war Ludwig auch schon frühzeitig auf Verbandsebene tätig. Im HV Rheinhessen arbeitete er zunächst drei Jahre als Stützpunkt-Trainer und wurde dann 2015 als Verbandstrainer engagiert. Gleichzeitig stieg er bei der männlichen RLP-Auswahl als Co-Trainer ein, ehe er 2017 zum Landestrainer der Jungs befördert wurde. Zwischenzeitlich hatte er mit gerade einmal 29 Jahren beim DHB die A-Lizenz erworben, nachdem er bereits als 20-Jähriger den Lehrgang zum B-Trainer absolviert hatte.

Trotz aller Erfahrung betritt Jan Ludwig als erster hauptamtlicher Landestrainer Neuland. Das hängt auch damit zusammen, dass er in den vergangenen 15 Jahren nur Jungen-Mannschaften trainierte. „Über die Jahre habe ich zumindest einige Camps mit Mädchen durchlaufen, ab und an aushilfsweise eine Trainingseinheit übernommen und während meinem FSJ eine weibliche C-Jugend begleitet. Aber vor allem hatte ich das Glück, in Vereinen tätig zu sein, in denen sehr erfolgreich weibliche Jugendarbeit betrieben wurde, die ich tagein, tagaus auf allen Ebenen miterleben durfte. Somit freue ich mich auf tolle neue Erfahrungen und sehe mit einem super Trainerteam im Rücken freudig den kommenden Aufgaben entgegen.“

Neben der Arbeit mit den Auswahl-Teams will er dabei viel Wert auf die Kommunikation mit den Vereinstrainern legen. Die zurückliegenden Jahre als RLP-Trainer haben ihm gezeigt, dass in den drei beteiligten Verbänden sehr unterschiedliche Schwerpunkte bei der Nachwuchsförderung gesetzt werden. Die Entwicklung eines sportlichen Konzepts besitzt daher für ihn höchste Dringlichkeit. „In Kern geht es darum, die Auswahlarbeit in den drei Verbänden zu vereinheitlichen, damit wir den Nachwuchs gezielter fördern können. In den vergangenen Jahren wurde erst auf RLP-Ebene ein einheitlicher Kurs gefahren. Da gibt es viel Verbesserungspotenzial“, urteilt Ludwig, dem besonders das oft vernachlässigte Thema Athletik am Herzen liegt. „Wenn wir in bestimmten Bereichen unsere Erfahrungen bündeln, einen gemeinsamen Weg skizzieren und in Zukunft beschreiten sowie die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden weiter intensivieren, können wir den vielen Talenten in unserem Bundesland eine noch bessere Förderung zukommen lassen“, ist Ludwig überzeugt.

Leider wird Jan Ludwig nach seiner Berufung zum Landestrainer sein Amt als rheinhessischer Verbandstrainer niederlegen. Ebenso wird er auf Vereinsebene keine Mannschaften mehr trainieren, deren Altersklasse seine Arbeit als RLP-Trainer tangieren.